Was heißt barrierefrei? Darum ist eine barrierefreie Schule notwendig!

In Deutschland werden Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung überwiegend in Förderschulen unterrichtet. Dabei würde ein gemeinsamer Unterricht mit Schüler:innen unabhängig davon ob mit oder ohne Behinderung den Lerneffekt für alle Beteiligten erhöhen und Inklusion im Schulalltag vorantreiben. Grundvoraussetzung für den gemeinsamen Ort des Lernens und Zusammenkommens ist, dass die Schule barrierefrei genutzt werden kann. In diesem Artikel möchten wir Fragen wie ,,Was heißt barrierefrei?’’, ,,Was macht eine barrierefreie Schule aus?’’, ,,Was ist eigentlich der Curb-Cut-Effect?’’ nachgehen sowie die Themen Inklusion und Bildungsgerechtigkeit thematisieren.

Was heißt barrierefrei? Definition für eine barrierefreie Schule

Barrierefreiheit bedeutet, dass alle Bereiche die von Menschen gestaltet werden auch von Menschen mit Behinderung selbstständig, ohne die Hilfe anderer genutzt werden können. Die Gestaltung eines Umfeldes für alle Menschen, das niemanden ausschließt und von allen benutzt werden kann, steht im Fokus.

Der Paragraph 4 des Behindertengleichstellungsgesetzes liefert folgende Definition des Begriffs Barrierefreiheit: ,,Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrich- tungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.’’

Barrierefreiheit in der Schule bedeutet aber nicht nur, dass die Gebäudeeinrichtung und Ausstattung barrierearm gestaltet und mit einem barrierefreien Bad, Türen, Aufzügen und Rampen versehen wird, sondern auch die Lernmaterialien müssen angepasst werden. Dazu gehören beispielsweise das Anpassen von Schulbüchern, der Zugang zu digitalen Geräten, durchdachte Raumkonzepte sowie flexibles Schulmobiliar. Solch eine Schulausstattung ermöglicht ein flexibles, kooperatives und bewegtes Lernen. Die barrierefreie Schule ist aber nicht nur zum Vorteil für die Schüler:innen, sondern auch für das Lehrpersonal, die Eltern oder Besucher:innen die körperlich eingeschränkt ist. Die Sicherheit und der Komfort erhöhen sich für alle Beteiligten.

Da es bei barrierefreien Schulen vorrangig um das freie Bewegen und das Wohlfühlen auf allen Ebenen geht, kann das Angebot von genderneutralen Toiletten in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen für intersexuelle Menschen sehr alltagserleichternd sein.  Auch diversitätssensible Umkleiden in Turnhallen würden einen positiven Beitrag für das Wohlbefinden aller Beteiligten leisten. Es ist für die Inklusion und Bildungsgerechtigkeit wichtig, eine dritte Toilette oder eine Umkleide in Schulen zur Wahl anbieten zu können.

Die UN-Behindertenkonvention fordert ein inklusives Schulsystem, in dem Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung zusammen in einer allgemeinbildenden Schule lernen und sich entwickeln können.

Der “curb cut effect” – eine barrierefreie Schule für alle!

Auch Menschen ohne körperliche oder geistige Einschränkungen profitieren von barrierefreien Angeboten – genau das besagt der Curb Cut Effect. Übersetzt bedeutet der Curb Cut Effect ,,Bordsteinkanteneffekt’’ und besagt, dass behindertenfreundliche Funktionen von einer größeren Gruppe genutzt und geschätzt werden als von den Menschen, für die sie ursprünglich entwickelt wurden. Der Begriff Curb Cut geht zurück in die 60er Jahre, wo Ed Roberts, ein Student im Rollstuhl in Kalifornien begann, der eine Bewegung für mehr Barrierefreiheit zu starten. Er selbst war auf dem Weg zur und in der Schule ständig auf jemanden angewiesen, der ihm behilflich ist. Beispiele für den Curb Cut Effect sind zum Beispiel das Beachten der Untertitel in Filmen oder in audiovisuellen Medien von Hörenden oder das Betreten von Bürgersteigrampen von Personen mit  Kinderwägen. Konkret auf die Schule bezogen beinhaltet das, dass jede:r Schüler:in barrierefreie Unterrichtsmaterialien benutzen wird.

Inklusion und Bildungsgerechtigkeit sind ohne Barrierefreiheit in der Schule nur eingeschränkt möglich

Die meisten Schulen in Deutschland sind nicht barrierefrei gestaltet, was die Inklusion und Bildungsgerechtigkeit beeinflusst.  Bei Neu- oder Umbauten wird stets auf die Barrierefreiheit in Schulen geachtet, wie die UN-Behindertenrechtskonvention vorgibt. Doch im Sinne der Konvention ist es auch, alle bestehenden Schulen behindertengerecht umzubauen. Denn es soll sich die Großmutter im Rollator die Schulaufführung ihres Enkels ansehen können, die Lehrerin im Rollstuhl soll ihre Arbeit uneingeschränkt ausüben können und das Schulkind mit einer Gehbehinderung möchte ebenso im dritten Stock basteln und malen so wie seine Mitschüler:innen auch.  Nicht nur Schüler:innen, sondern auch Eltern und schulische Fachkräfte müssen sich barrierefrei in der Schule und am Schulgelände fortbewegen können. Eine körperliche Einschränkung sollte keine Hürde auf das Recht auf Bildung darstellen.

Möglichkeiten für eine barrierefreie Schule, wenn Barrierefreiheit noch in der Gebäude- und Raumplanung stattfinden kann

Barrierefreiheit beginnt nicht erst, wenn das Schulgebäude über einen Aufzug und andere technische Ausrüstungen verfügt. Nachfolgend haben wir Impulse gesammelt, die zur Barrierefreiheit in Schulen beitragen, unabhängig von den räumlichen und baulichen Möglichkeiten.

  • Das Klassenzimmer in das Erdgeschoss verlegen: Eine barrierefreie Schule ist nicht von heute auf morgen umsetzbar. Jedoch können Räume in ihrer Funktion getauscht und das Klassenzimmer beispielsweise ins Erdgeschoß verlegt werden.
  • Als Schule Engagement zeigen: Integrative Schulversuche aus den 70er und 80er Jahren zeigten, dass das Engagement im Hinblick auf die Hilfsbereitschaft untereinander extremst gesteigert wurde.
  • Barrierefreie Unterrichtsmaterialien bereitstellen: Zu einer barrierefreien Schule trägt auch ein vielfältiges Angebot an barrierefreien Unterrichtsmaterialien bei.
  • Diversitätsmanagement und Aufklärung: Um nicht nur eine barrierefreie Schule in ihrer materiellen Form, sondern auch im Lebensgefühl umzusetzen, bedarf es an Aufklärung seitens des Lehrpersonals. Die Schule sollte ein Ort zum Wohlfühlen sein, daher sollte diese Aufklärung zentrale Punkte wie Inklusion und Akzeptanz beinhalten und somit Ausgrenzung entgegenwirken.  Hier gelangst du zu unserem letzten Beitrag, in dem wir dir tolle Bücher und Filme speziell für Kinder zum Thema Inklusion und Diversität vorgestellt haben.

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