Inklusion und Diversität in der Schule: Ein Interview mit Mia von @bildung.mal.anders

In diesem Beitrag möchten wir euch die Sonderpädagogin Maria ,,Mia’’ Wiegand vorstellen, die sich auf ihren Instagram Kanälen stark mit dem Thema Bildungsevolution auseinandersetzt. Wir folgen Mia’s Kanal @bildung.mal.anders schon seit einer längeren Zeit und erfreuen uns an ihren aussagestarken Podcasts. Mia betreibt nicht nur zusammen mit ihren beiden Freundinnen den Podcast, sondern ist zudem auch Gründungsmitglied von ,,Samasta-Lernraum Leben“ @samasta_lernraumleben und engagiert sich auch auf ihrem privaten Kanal @miamaria.wiegand voll und ganz für die Bildungsevolution.

Mia steht dafür ein, dass Bildung als ein lebenslanger Prozess verstanden werden soll. Dabei hat sie die Vision einer Gesellschaft vor sich, die generationen- und weltübergreifend miteinander und voneinander lernt. Wir durften mit Mia ein Interview zum Thema Diversität und Inklusion in der Schule führen. Die Themen liegen uns als Unternehmen am Herzen und begleiten uns durch den Alltag, daher sind wir besonders gespannt, welchen Platz diese Werte bei Mia und in ihren Kanälen einnehmen.

Interview mit Mia Wiegand

 

Liebe Mia, erzähl uns doch mal von deiner Vision, die du verfolgst und durch deine digitalen Kanäle vermittelst.

Durch die Schulpflicht (ich wäre übrigens für eine Bildungs- statt einer Schulpflicht) sprechen wir über Schulen als Institutionen. Hier liegen viele Chancen und jahrelange Einflüsse zu Grunde die derzeit vielfach dazu führen, dass Kinder verunsichert und traumatisiert werden und nach der Schule entweder für immer unter dem daraus geformten Leben leiden, oder viele Jahre zur Kompensation benötigen. Mir liegt es am Herzen, dass wir eine zeitgemäße Schule kreieren und leben und dass Individualität und Vielfalt gesehen, wertgeschätzt und deren Potenziale entfaltet werden können – von Beginn an. Ich mag vielfältige Bildungswege und von mir aus darf es verschiedene geben – Freilernen, staatliche Schulen (Gymnasien, Gesamtschulen), freie Schulen (Waldorf, Montessori, und vielfältige eigene Konzepte) Unschooling etc. Alles soll und darf nebeneinander existieren.

Jedes Kind soll auf seine ureigene Weise die Begleitung erfahren, die es braucht, um eine glückliche Kindheit zu haben und einen friedvollen, erfahrungsreichen Weg in ein Leben als selbstbestimmte, authentische, glückliche erwachsene Person. Das mache ich zum einen als Sonderpädagogin in der Inklusion, als Human Design Coach und als ausgebildete Glückslehrerin. Außerdem unterstütze ich Erwachsene (Eltern und Pädagog:innen) dabei sowohl sich selbst besser zu verstehen und ihren authentischen Weg in ein glückliches Leben zu finden, als auch dabei die Kinder und Jugendlichen besser zu verstehen. Jedes Verhalten hat eine Ursache, jedes Verhalten ist in dem Moment genau richtig. Erwachsene müssen es nur verstehen und damit umgehen lernen – als Eltern, aber auch in Bildungsinstitutionen.

Stelle den Satz fertig: Diversität bedeutet für mich, dass alles, was ich mitbringe, da sein darf und als Bereicherung wertgeschätzt wird.

Wie würde ein:e Schule/Unterricht/Gesellschaft für dich aussehen, die/der Diversität wirklich lebt? 

Bunt. Flexibel. Frei. Fröhlich.

Die Schule würde viel offener und freier sein. Sie würde viel mehr Verantwortung in die Hände der Individuen geben und für kleine und große Entscheidungen Raum schaffen. Die gesellschaftliche Haltung wäre gefüllt mit Vertrauen und Wertschätzung. Wir würden nicht durch Noten oder Erwartungshorizonte bewerten und beurteilen, sondern das Individuum im Prozess begleiten. Es wäre lebensweltorientiert und würde alle Lebensbereiche ansehen und einbinden: Familie, Wohnort, social skills, Hobbies, Ernährung, Wirtschaft, finanzielle Bildung, Umwelt, Sprachen, Interkulturalität, Natur, Bewegung, IT, Tod, Sexualität, Süchte und andere Themen unserer Welt. Es würde das ansehen (und zwar in genau dem Zeitraum!), was für das Kind in seiner Lebenssituation gerade wichtig und präsent ist – das, was das Kind gerade interessiert. Die Schule wäre viel authentischer und echter.

Welche drei Werte sind für dich wichtig und begleiten dich in deinem Leben bzw. Alltag? 

Freiheit. Liebe. Sinn.

Was würdest du dir vom Bildungsministerium wünschen, um Diversität und Inklusion voranzutreiben?

Da gibt es einige Punkte. Zum einen ist das die Abschaffung der Noten und das Einführen anderer, gleichwertiger Bewertungssysteme wie beispielsweise prozessbegleitende Mentorenschaften. Es sollte meiner Meinung nach eine Bildungspflicht und keine Schulpflicht geben. Haltungsschulungen für Pädagog:innen wären ein wichtiger Bestandteil sowie das Einführen des Frei.Days an alle Schulen.

Kennst du Bildungseinrichtungen/Persönlichkeiten/Organisationen, die mit positivem Beispiel vorangehen und das Thema Diversität im Alltag leben? 

Die Alemannenschule Wutöschingen, die es als staatliche Schule schafft, vieles von dem, was ich nannte, umzusetzen sowie die ESBZ in Berlin, die aus einer Elterninitiative entstanden ist.

Was ist deiner Meinung nach die größte Hürde, weshalb Diversität und Inklusion noch nicht selbstverständlich sind?

Die alteingesessenen Strukturen mit dazugehörigen Erwartungen an das System aber auch Ängste vor Veränderungen („Es war doch schon immer so.“ „Uns hat es ja auch nicht geschadet.“) aber auch die Angst vorm Scheitern erschweren die Akzeptanz von Diversität und Inklusion. Dazu gehören die behördlichen Hoheitsentscheidungen von Menschen, die die Schulen nicht kennen und nicht wissen, was Kinder und Jugendliche wirklich brauchen, um zu gedeihen. In der Lehrer:innenausbildung werden die alten Werte vermittelt und die pädagogische Haltung nicht kritisch analysiert. Das Kontroll- und Leistungsbestreben als auch die fehlenden Erfahrungen und fehlendes Vertrauen in alternative wirkungsvolle Wege machen die Umsetzung von Diversität und Inklusion leider schwer.

Hier ist Platz für weitere Gedankengänge und Wünsche:

Lasst uns gemeinsam einen Unterschied machen!

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